Sturmtief "Orinoco" - Bericht über die Einsätze des OVs

Starkregen trifft Süddeutschland / THW OV Rottenburg mehrtägig im vollen Einsatz - in Bayern und hier am Neckar!
Hochwasser in Jettingen-Scheppach, Wohngebiet "Korea"

Hochwasser in Jettingen-Scheppach, Wohngebiet "Korea", Kreis Günzburg/Bayern

Die erfahreneren Helfern ahnten es schon, als sie die Wettervorhersage sahen. Das Tief "Orinoco" würde für Teile Süddeutschland extremen Starkregen bringen. Für uns beim THW-Ortsverband Rottenburg hieß es zuerst "nur" erhöhte Einsatzbereitschaft für die Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen (FGr WP), doch es sollte noch viel mehr kommen.


"Orinoco" wütet in Bayern - der Einsatz unserer WP

Der Alarm für unsere FGr WP erfolgte am späten Vormittag des 1. Juni (Samstag). Der Landesverband Baden-Württemberg würde die Kameraden von Feuerwehr und THW in Bayern in den vom Niederschlag betroffenen Regionen unterstützen.
Die Rottenburger WP würde mit anderen OVs (Freudenstadt und Offenburg, jeweils FGr WP, und Emmendingen, mit einer FGr Elektroversorgung (E)) einen WP-Fachzug ("FZ-WP-Alpha") mit einer gewaltigen Pumpleistung bilden.
Für die Helfer ging es derweil recht schnell in die Unterkunft im Lauberbühl, wo schon der Leitungs- und Koordinationsstab (LuK) an der Arbeit war.
Bis hierhin war alles noch vergleichbar routiniert. Die "WPler" sammelten sich, machten die Fahrzeuge klar, und verließen nur wenige Stunden nach der Alarmierung den Hof in Richtung Stuttgart, wo sich am Messegelände der Fachzug bildete und dann recht zügig gen Südosten aufbrach.
Erster Einsatzort der kurzfristig aus dem Fachzug ausgegliederten Rottenburger WP war das Gelände der evakuierten Justizvollzugsanstalt Memmingen, und später auch die anliegenden Stadtwerke. Hier konnte in Zusammenarbeit mit der Freiwilligen Feuerwehr Memmingen eine Reihe von Tauchpumpen in den Gebäuden der JVA in Betrieb genommen werden. Der nicht ganz einfache Einsatz in dem verwinkelten Gebäudekomplex dauerte bis zum nächsten Mittag. Genächtigt wurde in der Unterkunft des OVs Memmingen. Die Kameraden hier stellten uns großzügig Ruhemöglichkeiten und eine exzellente Verpflegung zur Verfügung.
Am frühen Nachmittag des 2. Juni ging es dann wieder zurück in den Fachzug Alpha und an die zweite Einsatzstelle, den schwer getroffenen Ort Babenhausen. Hier pumpten wir u.a. mit Hilfe unserer Börger-Pumpe in knapp zehn Stunden die Keller mehrerer kleinerer und mittelgroßer Betriebe leer.
Am Nachmittag des 3. Juni ging es dann nach Jettingen-Scheppach. Hier war ein Wohngebiet ("Korea") total überflutet, und aber unsere Börger und diverse Tauchpumpen konnten in fast 24stündiger Arbeit die Wassermassen ableiten.
Die WPs mehrerer OVs brachten in Jettingen eine respektable Pumpleistung von knapp 50.000 Liter pro Minute an den Start.
Als dann am Vormittag die Arbeit in Korea erledigt war, verlegten wir nach Günzburg. Unser neuer Marschbefehl lautete auf Burgau. Wir brachten in einer ca. 10.000 Kubikmeter fassenden Tiefgarage mehrere Tauchpumpen in Betrieb und schickten unsere bewährte Börger an ein weitläufiges überflutetes Gewerbegelände.
Erwähnt werden sollte noch unsere Unterkunft bei unserer letzten Station - zusammen mit anderen Hilfsorganisationen (DRK, BRK, DLRG etc.), Feuerwehren und der Bundeswehr bezogen wir Quartier im Legoland. Die Betreiber stellten Räumlichkeiten und Verpflegung für die Helfer zur Verfügung.
Der Mittwoch stand dann im Zeichen des Aufbruchs, d.h. dem Abbau der Pumpen und dem Antreten der dann doch recht weiten Heimreise in die einzelnen Unterkünfte im Rahmen des Fachzuges Alpha (die WP bedankt sich herzlichst bei Küchenteam&Stab für den grandiosen Empfang!).
Aber damit war der Einsatz noch nicht zu Ende. Am 6. Juni wurde nochmals angetreten, um Ausrüstung und Fahrzeuge zu reinigen und auf Vordermann zu bringen, sprich die Einsatzbereitschaft wieder herzustellen.


"Orinoco" im Neckartal - örtliche Gefahrenabwehr und mehr

Das war aber leider noch nicht alles, was uns Orinoco abforderte.
Noch als die WP auf dem Weg in die südlicheren Katastrophengebiete war, kam aus dem hochwassergefährdeten Aalen eine Anfrage an den mittlerweile warm gelaufenen LuK nach einer Transportfahrt für Sandsäcke. Dafür wurden zwei Kraftfahrer aus dem OV abgestellt.
Derweil war die lokale Wetterlage zwar bei weitem nicht mit der in Bayern und in Oberschwaben/Allgäu vergleichbar, aber eine Hochwasserlage konnte auch hier nicht mehr ausgeschlossen werden. Unser Fachberater begab sich deshalb zum Führungsstab der Freiwilligen Feuerwehr.
Und während die Nachtschicht der Rottenburger WP an der JVA Memmingen außerordentliches Durchhaltevermögen zeigte, erfolgte die Vollalarmierung unseres OVs. Auftrag: Befüllen von Sandsäcken und Errichtung eines Umschlagplatzes mit Füllstelle in Rottenburg-Kiebingen mit Ziel Aalen und Rottenburg-Bieringen. In der Nacht wurden in Zusammenarbeit mit den Kameraden von den OVs Ofterdingen und Tübingen mehr als 10.000 Säcke gefüllt.
Wer den Überblick verloren hat: Das waren bis dahin vier Einsätze plus der unermüdliche LuK (eine Anfrage für einen fünften (Transportfahrt nach Leutkirch) erreichte uns, wurde dann aber nicht mehr benötigt).
Am Sonntag, den 2. Juni erfolgte neben der Fachberatung auch die technische Beratung (Hochwasserschutz/Deichverteidigung) für den geplanten Sandsackverbau (2.000 Säcke) in Bieringen sowie die Koordinierung eines Trupps Mobiler Hochwasserpegel aus Backnang. Der setzte zwei Pegel zur Überwachung von Neckar und Eyach. Im Einsatz waren hier aus unserem OV auch der Zugtrupp und Teile der FGr E.
 
Dank und herzliche Grüße gehen an den THW OV Memmingen, die Kameraden der zahlreichen beteiligten Feuerwehren und anderen OVs für die gute Zusammenarbeit in Bayern und in Rottenburg, sowie an die Betreiber des Legolandes für die hervorragende und unkomplizierte Unterbringung während des Einsatzes der WP.

Nachbarschaftliche Grüße und Dank für eine gelungene Kooperation gehen an die Kameraden der Rottenburger Freiwilligen Feuerwehr-Abteilungen Stadtmitte und Bieringen.

Besonders bedanken wir uns bei den Familien und Arbeitgebern unserer Helfer, ohne deren Unterstützung ein solch langfristiger Einsatz nicht denkbar wäre.

Unsere Gedanken sind bei den Menschen, die wegen des schlimmen Unwetters Angehörige verloren haben, körperlich oder seelisch getroffen wurden oder schlimmen wirtschaftlichen Schaden erlitten. Die Helfer vom THW OV Rottenburg sind froh und stolz hier geholfen zu haben.

Text & Redaktion: David-Samuel Burkhardt, Jannik Deibler, Sarin Geske, Claus Keller und Wolfgang Köbele.


Alle zur Verfügung gestellten Bilder sind honorarfrei und dürfen unter Angabe der Quelle für die Berichterstattung über das THW und das Thema Bevölkerungsschutz verwendet werden. Alle Rechte am Bild liegen beim THW. Anders gekennzeichnete Bilder fallen nicht unter diese Regelung. Quelle Bilder: Sandra Bast, David-Samuel Burkhardt, Patrick Latus, Jan Läwen, Justin Oehlschläger, Jonas Ritter, Fabian Schlimper, Matthias Speidel und Uwe Wellhäußer.




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