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OFFGRID! THW Rottenburg und Partner proben 24 h lang den Ernstfall

Bericht von der 24 h-Übung des THW OVs Rottenburg am 21./22. März 2024
Das große Abschlußantreten am Samstagabend. Da lag OFFGRID in den letzten Zügen. Aber vorher ging's für THW, FFW und Malteser Hilfdienst. ordentlich zur Sache.

Das große Abschlußantreten am Samstagabend. Da lag OFFGRID in den letzten Zügen.

Das THW Rottenburg beübte am Wochenende ein mögliches Katastophenszenario - einen längerfristigen und großflächigen Stromausfall in Folge eines Cyberangriffes auf die Energieinfrastruktur. „OFFGRID 2025“ war der Name der Großübung bei welcher Notstromeinspeisung und provisorischer Freileitungsbau, Maßnahmen bei Ausfall der Trinkwasserversorgung sowie Personenrettung nach Explosion und Gebäudeabstützung geübt wurden.

Der Samstag hat noch nicht einmal richtig begonnen, als zwei Führungskräfte des Rottenburger THWs, David-Samuel Burkhardt (Zugführer) und Alexander Neubauer (Ortsbeauftragter), schon wieder gebraucht bzw. um den Schlaf gebracht werden.

Vor wenigen Stunden erst mussten die beiden einen größeren Katastrophenhilfeeinsatz lokaler Kräfte in dem Schotterwerk bei Frommenhausen koordinieren. Das heißt jede Menge Kopfarbeit, schnelle taktische Entscheidungen und Verantwortung - sowohl direkt vor Ort in der Zugbefehlsstelle als auch über den Leitungs- und Koordinierungsstab (LuK), der seine Basis in der THW-Unterkunft im Lauberbühl oberhalb Rottenburgs aufgebaut hatte. In der Unterkunft ist der Strom weg – ein herber Schlag für die Leitung des am Freitag Abend angelaufenen Einsatzes. Die beiden altgedienten THWler gehen gemeinsam mit den Helfern der Fachgruppe Elektroversorgung ans Werk, um die Basis wieder einsatzbereit und kommunikationsfähig zu machen. Die Notstromeinspeisung steht nach 20 Minuten.

Nur wenig später geht es auch für die anderen teilnehmenden Kräfte weiter. Unter anderem werden die Fachleute für Wasserschaden/Pumpen aus Rottenburg und die für Notversorgung/-instandsetzung (Ofterdingen) in das Starzel-Tal gerufen, um einen laufenden Einsatz zur Trinkwasseraufbereitung zu unterstützen.

„Das wird wild“ hatte der Rottenburger Gruppenführer Matthias Speidel, der die Übung zusammen mit Zugführer David-Samuel Burkhardt geplant hatte, ein paar Tage vorher noch intern gesagt. Und er sollte Recht behalten.

Monatelange kreisten die Köpfe von David-Samuel Burkhardt und Matthias Speidel um mögliche Szenarien, Einsatzorte, Übungsinhalte, Kapazitäten und Kooperationen – sowohl THW-intern als auch mit anderen Mitgliedern der Blaulichtfamilie. Anstoß für das ambitionierte Projekt war eine ebenfalls 24-stündige Übung der Bergungsgruppe des THW OV Rottenburg letztes Jahr. Diese war obwohl deutlich kleiner zwar ähnlich anstrengend - aber die beiden Planer hatten währenddessen schon lange Lunte gerochen und direkt daran gedacht, etwas Ähnliches nochmal aufzuziehen. Aber dann in einem viel größeren Rahmen, das heißt mit Teilnehmern aus Feuerwehr, dem Sanitätswesen und weiteren THW-Ortsverbänden. Und so nahm das Projekt „OFFGRID 2025“ seinen Lauf.

THW-intern brachte der Rottenburger Ortsverband seinen Technischen Zug und seinen Stab ein, einschließlich Küche/Verpflegung und Unterkunft - plus Parkplätze für die Menge an Fahrzeugen. Dazu kamen noch Helferinnen und Helfer vom THW OV Ofterdingen und externe Beobachter aus dem THW OV Ludwigsburg und Böblingen sowie dem Ausbildungszentrum Neuhausen. Ein Heimspiel hatten zudem wieder eine Abordnung vom Malteser Hilfsdienst Rottenburg sowie die Schnelleinsatzgruppe Drohne der Freiwilligen Feuerwehr Abteilung Rottenburg-Stadtmitte.

Punkt 18 Uhr am Freitag treten die Übungsteilnehmer an und werden kurz und knapp informiert. Das Szenario: Ein Cyberangriff hat die Stromversorgung über weite Teile der Region lahm gelegt. Die LuK arbeitet schon auf Hochtouren. Bald folgen die konkreten Einsatzbefehle seitens der Übungsleitung.

Einsatzort am Freitagabend ist das Gelände der Bau Union Frommenhausen. Hier soll die Errichtung einer Sandsackfüllanlage vorbereitet werden, da aufgrund des Stromausfalls mehrere Kläranlagen überzulaufen drohen. Das heißt erstmal erkunden und ausgefallene bzw. defekte Strom- und Abwasserleitungen wieder instandsetzen. Was sich leicht anhört, wird durch die Übungsleitung kurze Zeit später erschwert und aus dem initialen Erkundungseinsatz entwickelt sich eine deutlich dynamischere Schadenslage. Auf dem Gelände kommt zu mehren Explosionen, und es werden Menschen verletzt, teils auch vermisst. Die Verletzten müssen gerettet, geborgen und durch die Malteser medizinisch versorgt werden. THW und Feuerwehr suchen aufwändig nach den Vermissten und nach Leichenteilen (u.a. mit Einsatz von Atemschutzgeräteträgern und Drohnen).

Gleichzeitig geht es auch um die Instandsetzung von Abwasserleitungen, Kabelbrüche und die Beleuchtung des dunklen, sehr weitläufigen und alles andere als ungefährlichen Terrains. Die Übung dauert bis kurz vor Mitternacht.

Zurück am Samstagmorgen. Die Übungsleitung erweitert das Operationsgebiet deutlich.

Die Schadenslage sieht die Unterstützung im Rahmen einer ausgefallenen Trinkwasserversorgung im Raum Bietenhausen vor. Aufgabe ist der Aufbau einer Wasserentnahmestelle aus der Starzel und einer Wasserförderstrecke über 500 Meter mit einem Zwischenbecken, wobei nicht nur die pure Distanz sondern zudem 25 Höhenmeter überwunden werden müssen. Einschließlich Aufbau, dem Pumpbetrieb und dem Rückbau sind die THWler bis in den frühen Abend beschäftigt.

Für einen Teil der Rottenburger THWler geht es den ganzen Tag wieder in den Steinbruch. Um noch Schlimmeres zu verhindern, muss dort ein Gebäude mit einem Einsatzgerüstsystem (EGS) abgesichert werden, welches am Abend zuvor durch die Explosion beschädigt wurde. Unterstützung gibt es dazu vom Einsatzsicherungssystem (ESS) des THW OV Ofterdingen. Dieses kann kleinste Bewegungen im Mauerwerk detektieren. Die Fachgruppe Elektroversorgung ist derweil mit dem Aufbau von provisorischen Freileitungsmasten beschäftigt, um eine physisch vom Netz getrennte Trafostation wieder anzuschließen.

Zum Übungsabschluss am Samstagabend gehören noch eine intensive und fordernde Nachbesprechung seitens Übungsleitung, den Gruppen- und Truppführern aus den Teileinheiten und den Beobachtern. Die Übung endet mit einem gemeinsam Antreten und anschließendem Grillen.

„Ein voller Erfolg für alle Beteiligten,“ so Burkhardt und Speidel nach OFFGRID am Samstagabend. Beide betonten wie wichtig neben dem Umgang mit dem Material und der Beherrschung der Logistik auch der Austausch innerhalb der Mitglieder der Blaulichtfamilie ist, egal ob im Zivilschutz oder bei Naturkatastrophen: „Wenn die Kommunikationswege kurz sind, und die Akteure sich kennen und vertrauen, dann erhöht das die Sicherheit bei uns maßgeblich.“

Kameradschaftliche Grüße und Dank gehen an alle teilnehmenden OVs, die Helfer und Beobachter entsandten, und unsere Blaulichtpartner von der Freiwilligen Feuerwehr Abteilung Rottenburg-Stadtmitte und dem Malteser Hilfsdienst.

Besonderer Dank für die Unterstützung unserer Übung geht an die Firma Bau Union aus Rottenburg-Frommenhausen mit ihrem Betriebsleiter, Herrn Danny Eppler, für die Möglichkeiten zur Geländenutzung, und an Herrn Stephan Schneider aus Bietenhausen, der uns auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb Raum zum Parken, für die Übungsleitung und die Schrauber zur Verfügung stellte.

Wir vom OV Rottenburg bedanken uns weiter bei der Übungsleitung, David-Samuel und Matthias, für rastlose Tätigkeit und endlose Kreativität vor, während und nach der Übung, und bei unserem exquisit arbeitendem Küchenteam.

Dank auch dem Erbarmen habenden Wettergott - dafür dass es trocken blieb und warm war.

Text: David-Samuel Burkhardt & Claus Keller (THW OV Rottenburg)


Alle zur Verfügung gestellten Bilder sind honorarfrei und dürfen unter Angabe der Quelle für die Berichterstattung über das THW und das Thema Bevölkerungsschutz verwendet werden. Alle Rechte am Bild liegen beim THW. Anders gekennzeichnete Bilder fallen nicht unter diese Regelung. Quelle Bilder: Freiwillige Feuerwehr ABteilung Rottenburg-Statdmitte, Tobias Hilbers (THW OV Ludwigsburg), Cornelia Rosenkranz (THW OV Ofterdingen), Jannik Deibler, Claus Keller, Morris Kriegel, Patrick Latus, Matthias Speidel, Marco Weisenstein (alle THW OV Rottenburg). Bildunterschriften: Claus Keller (THW OV Rottenburg)




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