Magdeburg,

Hochwassereinsatz im Raum Magdeburg

Vom 8. bis 14. Juni 2013 waren 20 Rottenburger Helferinnen und Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) im Raum Magdeburg im Einsatz. Schwerpunkt des Einsatzes war die Gefahrenabwehr nach Deichbrüchen und die Deichverteidigung. Der gesamte Technische Zug mit dem Zugtrupp, der 1. und 2. Bergungsgruppe und der Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen wurde alarmiert, um für eine Woche Hilfe in Sachsen-Anhalt zu leisten. In Bereitstellungsräumen rund um Magdeburg sammelten sich die Helferinnen und Helfer für die verschiedensten Einsatzszenarien. Untergebracht waren sie in Zelten und Sporthallen.

Nach der Überflutung der Stadt Fischbeck half das THW auf einem Bauernhof im nahe gelegenen Jerichow bei der Evakuierung und Rettung der Tiere, sowie der Sicherung von landwirtschaftlichen Maschinen. In Burg nordöstlich von Magdeburg bauten die Helferinnen und Helfer zusammen mit anderen THW-Einheiten einen Bereitstellungsraum für mehrere hundert Einsatzkräfte auf.

Nach einem Deichbruch an der Elbe nahe Hohenwarthe-Waldschänke nördlich von Magdeburg wurde der THW Ortsverband Rottenburg für Baumfällarbeiten angefordert, damit die CH-53 Transporthubschrauber der Bundeswehr sogenannte Big Packs absetzen konnten, um den Deich wieder zu verschließen. Big Packs sind 500 bis 1500 kg schwere überdimensionale Sandsäcke. Durch den Deichbruch flossen große Wassermengen von der Elbe in den Elbe-Havel-Kanal, der die Wassermengen jedoch nicht aufnehmen konnte. Mit einer Gesamtpumpleistung von rund 60.000 Liter pro Minute pumpten mehrere THW-Fachgruppen Wasserschaden/Pumpen das einfließende Wasser an anderer Stelle in die Elbe zurück, um so eine Entlastung zu erzielen. Glücklicherweise konnte der Deichbruch wieder verschlossen und die Pumparbeiten eingestellt werden. Durch den unerwartet langsamen Rückgang des Elbpegels und dem dadurch weiterhin hohen Grundwasserspiegel konnte in der Region jedoch noch nicht mit Pumparbeiten begonnen werden.

Zwei Deichverteidigungsspezialisten aus dem THW Ortsverband Rottenburg wurden mehrmals zur technischen Beratung in den Krisenstäben herangezogen um die Lage zu beurteilen und Sicherungsmaßnahmen für gefährdete Deiche vorzuschlagen.

Ein weiterer Deich an der Elbe zwischen Glindenberg und Heinrichsberg, ebenfalls nördlich von Magdeburg, drohte zu brechen. 800 Kräfte von THW, Bundeswehr und den örtlichen Feuerwehren bewegten eine Nacht lang in einer Menschenkette rund 10.000 Sandsäcke, die jeweils 15 bis 30 kg schwer sind. Der Deich konnte stabilisiert werden und brach nicht.

Insgesamt waren deutschlandweit rund 8.000 ehrenamtliche THW-Helferinnen und -Helfer im Kampf gegen die Flutkatastrophe im Einsatz. 700 davon kamen aus Baden-Württemberg. Auch die THW Ortsverbände aus Freudenstadt, Münsingen, Ofterdingen und Reutlingen waren im Einsatz in Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Unser Dank gilt allen beteiligten THW-Einheiten, vor allem dem THW OV Ellwangen, dem Deutschen Roten Kreuz, den Johannitern, der DRK-Wasserwacht, den örtlichen Feuerwehren und der Bundeswehr für die professionelle Zusammenarbeit, aber auch den Familien, sowie den Arbeitgebern der Helferinnen und Helfer für den Rückhalt und die Unterstützung.

Die besondere Wertschätzung unserer Hilfe durften wir an vielen kleinen Gesten spüren. In den Ortschaften wurden große „Danke“-Banner aufgehängt, Autofahrer zeigten uns ihre Daumen nach oben, Kinder malten Bilder und Anwohner brachten uns Kuchenspenden vorbei. Der Einsatz hat die Helferinnen und Helfern fest miteinander verbunden und wird ihnen noch lange in Erinnerung bleiben.

 

Einsatztagebuch

Samstag, 8. Juni 2013

Der Technische Zug aus Rottenburg mit dem Zugtrupp, den Bergungsgruppen 1 und 2 und der Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen wurde gegen 14 Uhr durch den THW-Landesverband Baden-Württemberg alarmiert. Nach dem Packen von persönlichen Gegenständen und der Beladung der Fahrzeuge brachen 20 Helferinnen und Helfer aus dem Ortsverband Rottenburg um 19 Uhr nach Wertheim (Main-Tauber-Kreis) auf. Dort befand sich der Meldekopf und Sammelpunkt für alle THW-Einheiten aus Baden-Württemberg, den sie gegen 23.15 Uhr erreichten.

Sonntag, 9. Juni 2013

Nach der Aufnahme in Wertheim brachen die Rottenburger um 0.45 Uhr nach Magdeburg auf, um nach mehreren technischen Halten gegen 11 Uhr im Bereitstellungsraum in Magdeburg einzutreffen. Beim Bereitstellungsraum handelte es sich um den Parkplatz des Bördeparks, einem großen Fachmärktezentrum. Nach und nach trafen in Magdeburg bis zu 2.600 Helferinnen und Helfer des Technischen Hilfswerks aus ganz Deutschland ein.
Nach Aufbau des Camps wurde die 2. Bergungsgruppe und die Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen gegen 16.30 Uhr alarmiert, um für Pumparbeiten zum Messegelände Magdeburg zu fahren. Nach einer Erkundung wurde der Einsatz wegen Änderungen der Einsatztaktik durch den Krisenstab jedoch abgebrochen. Gegen 17.30 Uhr waren sie wieder zurück im Bereitstellungsraum.

Montag, 10. Juni 2013

Am Morgen brach ein Deich an der Elbe in der Nähe von Hohenwarthe-Waldschänke. Der THW Ortsverband Rottenburg wurde deswegen um 7 Uhr an den Bereitstellungsraum im THW Ortsverband Burg nordöstlich von Magdeburg überstellt. Nach Ankunft in Burg bekam der THW Ortsverband Rottenburg weitere Einsatzaufträge. Die 1. Bergungsgruppe unterstützte von 10.15 Uhr bis 16 Uhr die Evakuierung eines Bauernhofes in Jerichow, der zu diesem Zeitpunkt durch einen Deichbruch bei Fischbeck überflutet wurde. Alle Tiere konnten gerettet und landwirtschaftliche Geräte in Sicherheit gebracht werden. Von 10 Uhr bis 14 Uhr unterstützten der Zugtrupp, die 2. Bergungsgruppe und die Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen beim Aufbau des Bereitstellungsraumes und der Verpflegungsstelle auf dem Gelände des THW Ortsverbands Burg. Zur Beurteilung der Lage wurden währenddessen um 13 Uhr zwei Deichverteidigungsspezialisten des THW Ortsverbands Rottenburg zum gebrochenen Deich angefordert. Nach Beratung mit der Bundeswehr wurde die 2. Bergungsgruppe gegen 14.30 Uhr für Baumfällarbeiten alarmiert. Die Bundeswehr wollte mit sogenannten Big Bags die Lücken im Deich wieder schließen. Big Bags sind überdimensionale Sandsäcke, die in der Regel durch Hubschrauber abgeworfen oder abgesetzt werden. Wenige Meter neben dem Deich befanden sich aber große Bäume, die den Einsatz der Hubschrauber zu gefährlich machten. Mit Unterstützung der Wasserwacht wurden die Bäume dann durch die 2. Bergungsgruppe vom Wasser aus gefällt. Die Bundeswehr konnte daraufhin mit CH-53 Transporthubschraubern Big Bags an der Bruchstelle ablegen. Das durch den Deichbruch aus der Elbe laufende Wasser überflutete große Teile eines Waldes, riss eine Straße und eine Trafostation mit und strömte in den nahe gelegenen Elbe-Havel-Kanal. Der Elbe-Havel-Kanal konnte die Wassermassen aber nicht aufnehmen und drohte bei längerer Wasserzufuhr selbst überzulaufen. Zugtrupp und Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen wurden um 16 Uhr mit der Erkundung des Geländes beauftragt, um Möglichkeiten einer Wasserrückführung in die Elbe zu finden. Die alte Schleuse in Niegripp, die die Elbe und den Elbe-Havel-Kanal verbindet, war dazu am besten geeignet. Die Einsatzleitung in Burg entschied daraufhin, insgesamt sechs Fachgruppen Wasserschaden/Pumpen mit einer Gesamtpumpleistung von rund 60.000 Liter pro Minute an der alten Schleuse in Niegripp einzusetzen und die Untereinsatzabschnittsleitung (UEAL) an den Zugtrupp aus Rottenburg zu übertragen. Der Zugtrupp hatte dabei die Aufgabe die Arbeiten an der Einsatzstelle zu koordinieren und logistische Aufgaben im Hintergrund zu bewältigen, z.B. die Anforderung von Verpflegung und Treibstoff. Vor Ort waren insgesamt 120 Helfer aus den THW Ortsverbänden Aalen, Bad Honnef, Bergheim, Beuel, Ellwangen, Lengerich, Rottenburg, Siegburg und von den Feuerwehren aus Berlin und Koblenz. Die 2. Bergungsgruppe wurde nach Abschluss der Baumfällarbeiten gegen 18.15 Uhr ebenfalls zur alten Schleuse in Niegripp verlegt, um die Stromversorgung der Elektropumpen zu gewährleisten. Die 1. Bergungsgruppe unterstütze von 18.30 Uhr bis 20 Uhr beim Aufbau der Pumpen und kümmerte sich anschließend um den Rückbau des Camps im Bördepark Magdeburg und die Überführung in eine Sporthalle im nahe gelegenen Lostau.

Dienstag, 11. Juni 2013

Bis zum Mittag wurden die Pumparbeiten fortgesetzt. Der Deichbruch konnte durch die Bundeswehr geschlossen werden, wodurch der Einsatz der Pumpen eingestellt werden konnte. Nach Abbau gegen 12 Uhr und Rückfahrt zum Bereitstellungsraum in Lostau wurde die Einsatzbereitschaft wiederhergestellt.

Mittwoch, 12. Juni 2013

Gegen 9 Uhr wurde der THW Ortsverband Rottenburg an die Technische Einsatzleitung nach Wolmirstedt überstellt. Eine Erkundung des Zugtrupps im Gebiet Wolmirstedt, Glindenberg und Heinrichsberg ergab, dass Pumparbeiten nur an einer Biogasanlage möglich waren, weil ansonsten der Grundwasserspiegel noch zu hoch war.
Um 15.20 Uhr wurde der Technische Zug aus Rottenburg zum Sandsackrückbau an einer Landstraße zwischen Wolmirstedt und Glindenberg angefordert. Dieser Einsatz wurde aber nach rund einer Stunde abgebrochen, da der nahe gelegene Deich an der Elbe zu brechen drohte.
Nach Auslösung des Katastrophenalarms wurden alle verfügbaren Kräfte in der Region zusammengezogen. Ein Deichverteidigungsspezialist aus dem THW Ortsverband Rottenburg wurde als THW-Fachberater in den Krisenstab bestellt. Auch in diesem Fall wurden wieder Hubschrauber der Bundeswehr zum Transport von Big Bags eingesetzt. Durch die schwierigen Geländebedingungen war das bedrohte Deichstück nur mit geländegängigen Fahrzeugen und zu Fuß zu erreichen. Der THW Ortsverband Rottenburg unterstütze von etwa 21 Uhr bis 23 Uhr bei der Herstellung von Pfählen, die zur Sicherung des Deichfußes eingesetzt wurden. Der Sandsackverbau an der bedrohten Deichstelle konnte erst gegen Mitternacht aufgenommen werden, als die Hubschrauber mit ihrer Arbeit fertig waren.

Donnerstag, 13. Juni 2013

Mit insgesamt rund 800 Einsatzkräften von Bundeswehr, THW und Feuerwehr wurden die ganze Nacht lang Sandsäcke am Deichfuß verbaut, um ein abrutschen des Deichs zu verhindern. In der Zeit haben die Rottenburger THW-Helferinnen und Helfer in einer Menschenkette etwa 10.000 Sandsäcke bewegt. Gegen 6 Uhr waren sie zurück im Bereitstellungsraum Wolmirstedt.

Freitag, 14. Juni 2013

Nach Entspannung der Lage am Deich zwischen Glindenberg und Heinrichsberg konnte der THW Ortsverband Rottenburg aus Wolmirstedt gegen 8.30 Uhr abrücken. Nach einer Fahrt mit mehreren technischen Halten erreichten die Rottenburger Helferinnen und Helfer die Heimat gegen 21.30 Uhr.

 

Einsatzorte:

Magdeburg
Burg
Jerichow
Hohenwarthe-Waldschänke
Niegripp
Wolmirstedt
Glindenberg
Heinrichsberg

Eingesetzte Fahrzeuge:

MTW ZTr
Anhänger 2t
GKW 1
GKW 2
Anhänger SEA
Unimog MLW 2
Anhänger SwPu Börger
LKW Lbw

Stärke:

1/6/13/20

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